24–06–2024

Grafikdesign:
Wieviel Arbeit steckt eigentlich dahinter?

Grundsätzlich wird bei den meisten Firmengründungen zu wenig Budget für ein vernünftiges Erscheinungsbild investiert, und ich kann es den Leuten nicht verübeln. Das eingeholte Angebot für das neue Firmenlogo haut den ein oder anderen vom Hocker. Statt den geplanten 50 oder 100 Franken kostet das Logo nun EINTAUSENDZWEIHUNDERT?!?!

So denken wahrscheinlich viele Menschen, die keine Berührungspunkte mit Grafikdesign und den damit einhergehenden Konzeptionsarbeiten haben. Daher setze ich mich heute hin und schreibe meinen ersten Blogbeitrag. Ich möchte dir erklären, wofür du genau bezahlst.

Cranio101 Logo Design

Die Arbeit hinter Design

Die Arbeit des Grafikers ist viel komplexer als einfach nur eine schöne Schrift zu verwenden oder Grafiken zu entwickeln, die gut aussehen. Grafikdesign geht mit viel Kopfarbeit einher. In diesem Beispiel möchte ich ein Logoprojekt als Wachsblock verbildlichen. Versetze dich in folgendes Szenario:

Du hast einen Block aus Wachs vor dir stehen.

Deine Aufgabe ist es, aus diesem Block einen menschlichen Kopf zu schnitzen. Du nimmst deine Arbeit ernst und bist perfektionistisch veranlagt. So möchtest auch du das bestmögliche Endresultat erzielen. Unüberlegt grosse Scheiben des Wachses abzuschneiden wäre daher die falsche Herangehensweise. Du könntest zu viel abschneiden und müsstest den Wachsblock wieder einschmelzen. Das kostet Zeit und vor allem Nerven.

Bevor du also anfängst, den Wachsblock mit einem Messer zu bearbeiten, machst du dir erst einmal Gedanken und recherchierst. Du stellst dir Fragen wie: welche Kopfform? Welches Geschlecht? Lange, kurze oder keine Haare? Zahnlücke? Hautunreinheiten? Muttermal?…

Die Vorarbeit nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Aber nun bist du dir sicher. Du weisst, wo die Reise hingeht und dafür hat es sich allemal gelohnt. Du fängst also behutsam an, Teile des Wachses vom Block abzutrennen. Nach ein paar Stunden hast du die Grundform des Kopfes geschaffen. Jetzt wird es knifflig. Bisher musstest du nur grobe Umrisse schnitzen, nun musst du Feinarbeit leisten und jeder noch so kleine Fehler bedeutet Ausbesserungsarbeiten und damit auch Zeitverlust.

Vielleicht hast du schon gemerkt, was ich dir damit vermitteln möchte. Natürlich ist Grafikdesign kein Wachsblock, aber vergleichbar mit dieser Metapher ist es allemal. Bevor es an die tatsächliche Gestaltung des Visuellen geht, muss der Designer erstmal Kopfarbeit leisten. Hier setzt er sich mit Fragen auseinander, wie: Welche Zielgruppe spricht das Unternehmen an? In welcher Branche befindet sich das Unternehmen? Gibt es einen Branchenspezifischen Gestaltungsstil? Was macht die Konkurrenz?

Erst nach dieser Recherche-Phase beginnt die tatsächliche Visualisierung des Logos. Ich nenne das die Scribble-Phase. In dieser Phase löse ich mich von dem Gedanken, was am Ende funktioniert und was nicht. Ich zeichne einfach alles auf, was mir in den Sinn kommt. Schlussendlich habe ich eine Sammlung aus verschiedenen Ideen, von denen ich mir jene mit viel Potenzial herausnehme. Jetzt geht es an den tatsächlichen Entwurf des Logos.

cilia Logo Design

…und hier ziehe ich den Vergleich zum Wachsblock.

Eine zu Beginn passende Idee kann sich nach einiger Entwurfszeit doch als nicht passend entpuppen. Man hat sich vertan, muss den Entwurf schweren Herzens einschmelzen und mit einem anderen weitermachen. Es nimmt also meist viel Zeit in Anspruch, bis man den passenden Entwurf in seinen Händen hält. Einen Entwurf, den man mit gutem Gewissen an seinen Kunden verschickt.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen Beitrag zu lesen. Natürlich ist der Designprozess viel Komplexer, als ich es in ein paar Zeilen erklären könnte, aber ich hoffe, du hast trotzdem etwas mitnehmen können!

Beitrag verfasst von Jakob Radke ©